Juli

Blick über die Altstadt

Im Juli bekam ich Besuch von meinen Freunden und habe mir dafür einige Tage frei genommen. Gleich zu Beginn des Monats reiste meine Freundin Melli und zwei Tage später mein Freund Chris mit seiner Freundin Joana an. Wir machten gemeinsam Ausflüge zu verschiedenen Buchten, verbrachten Zeit am Strand und gingen essen oder etwas trinken oder spielten in Mellis Apartment Karten. Zur gleichen Zeit hatte außerdem meine Mitfreiwillige Nele Besuch von ihren Freunden, so dass wir abends oft in großer Runde zusammenkamen.


Am 06. Juli waren Nele, Sophie, Niclas und ich zu einem Abschiedsessen bei unserer Griechischlehrerin Charis eingeladen. Sie hatte für uns Pizza gebacken und wir lernten ihre Familie kennen. Lange saßen wir auf ihrer Terrasse und unterhielten uns. Charis ist eine wirklich tolle, motivierende Lehrerin, bei der mir der Unterricht immer viel Spaß gemacht hat.


Charis, Sophie und Niclas 

Am nächsten Tag unternahm ich dann mit Melli, Joana und Chris  einen Ausflug. Zuerst ging es auf den Berg Filerimos (über den ich im Mai schon einmal genauer berichtet habe: https://alikirhodos.blogspot.com/2021/06/mai.html), und danach fuhren wir an den Tsambika Sandstrand, wo es aber zum Baden schon fast zu heiß war. Von dort aus ging es weiter nach Stegna. Wir aßen in einer griechischen Taverne und badeten in einer wunderschönen  Bucht mit Höhlen, durch die man schwimmen kann.


Melli, Chris, Joana und ich beim Essen in Stegna

Am 08. Juli hatten wir Freiwilligen dann auch unseren letzten gemeinsamen Termin bei der Psychologin Helga, bei der wir alle Wörter aufschrieben, die uns zu unserem Auslandsjahr einfielen bzw. die das Auslandsjahr ausgemacht haben. Jeder hatte dabei seine eigenen Worte, aber es gab auch einige Überschneidungen. Einiges bezog sich auf unsere individuelle Entwicklung, einiges auf die Arbeit und anderes auf Unternehmungen in der Freizeit. Ich glaube, meine wichtigsten Wörter waren Geduld und Selbstreflektion.

Nachmittags konnte ich dann auch noch meine Freundinnen Anni und Elli hier auf Rhodos begrüßen.


Am Freitag machten wir einen Tagesausflug nach Symi. Die Insel liegt 23 km nördlich von Rhodos und ist nur ca. 9 km vom türkischen Festland entfernt. In diesen Gewässern fand damals eine Seeschlacht zwischen Athen und Sparta statt. Früher war die Insel vor allem für die Schwammtaucherei und den Schiffsbau bekannt. Heute leben die etwa 2500 Einwohner überwiegend vom Tourismus, ein wenig Landwirtschaft und dem Fischfang. 


Der erste Stopp war das Kloster Panormitis, das dem Erzengel Michael geweiht ist. Dieses beherbergt ein kleines Museum.

Kloster Panormitis

Bevor es weiter nach Symi - Stadt ging, legte unser Boot noch einen Schwimm-Stopp in der St. George Bay ein. Die Bucht hat klares türkises Wasser und ist umgeben von einer steilen Felsklippe.

St. George Bay

Melli, ich, Anni und Elli im Wasser 

Angekommen in Symi erwartete uns ein wunderschönes Panorama mit vielen farbigen und schön renovierten neoklassizistischen Häusern. Wir erkundeten den Ort, aßen in einer Taverne und gingen schwimmen, bevor unser Schiff wieder ablegte und uns zurück nach Rhodos brachte.


Hafen von Symi

Natürlich durfte eine Fahrt nach Lindos auch nicht fehlen. Am Samstag besichtigten wir vier Mädchen deshalb die Akropolis von Lindos, badeten in der St. Paul's Bay (die sofort die Lieblingsbucht meines Besuches wurde) und aßen im Ort. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Halt am Agia Agathi Strand, ein wunderbarer Sandstrand, an dem wir den Tag ausklingen ließen.


Anni, ich, Elli und Melli bei der Akropolis

Sonntag mieteten wir noch ein Auto dazu, damit wir den nächsten Ausflug zu sechst unternehmen konnten. Diesmal fuhren wir an der Nordküste entlang bis zur Burgruine Kritinia (Mehr Infos dazu hier: https://alikirhodos.blogspot.com/2020/11/oktober.html), wo man immer wieder einen tollen Ausblick hat. Dann steuerten wir noch einmal die Bucht in Stegna an. Diesmal hatte ich meine Schnorchelmaske mit, und wir konnten so die Höhlen auch unter Wasser erkunden. Das war wirklich schön! Von dort aus ging es weiter nach Faliraki, und ich zeigte meinen Freunden die wahrscheinlich bekannteste Bucht von Rhodos: die Anthony Quinn Bucht. Viel Zeit blieb dort allerdings nicht, da wir pünktlich zum EM-Finale in Ialysos sein wollten. Wir sahen dort gemeinsam mit Sophie und Niclas das Finale und feuerten alle Italien an (wie übrigens auch fast alle Griechen). Entsprechend ausgelassen war die Stimmung nach dem Sieg.


Wind auf der Kritinia-Burgruine

Anthony Quinn Bay

Melli, Chris und Sophie beim EM-Finale

Am nächsten Tag musste Melli, bei der ich für die Länge ihres Aufenthalts sozusagen eingezogen war, packen. Viel zu schnell ist ihr Urlaub vergangen. Wir bummelten noch einmal durch die Altstadt und abends gingen wir alle gemeinsam griechisch essen und spazierten durch die Neustadt.


Am 13. Juli standen Melli und ich so früh auf, dass wir den Sonnenuntergang vom Monte Smith aus sehen konnten, bevor ich sie zum Flughafen begleitete. Der Tag war zugleich Niclas` letzter Tag seines Auslandsjahres. Also fuhr ich nach Ialysos, um ihn zu verabschieden. Hier holten ihn seine Eltern ab und machten mit ihm noch eine Woche Urlaub auf der Insel.


Sonnenaufgang über Rhodos-Stadt


Mit Anni, Elli, Joana und Chris verbrachten wir tags darauf einen Strandtag und gingen am Abend ein letztes Mal essen, denn auch ihre Zeit neigte sich dem Ende zu. Am 15. Juli reisten sie ab. Wenn ich nicht verlängert hätte, wäre das auch mein Abreisedatum gewesen! Nach dem Besuch meiner Freunde freue ich mich jetzt ganz besonders auf Deutschland, obwohl mir der Abschied ebenso sehr schwer fallen wird, das weiß ich jetzt schon. Es war wirklich toll, dass mich meine Freunde besuchen kamen. Das bedeutet mir sehr viel. Die Zeit war auch für mich wie ein kurzer Urlaub, in dem ich die ich die Insel nochmal von einer anderen Perspektive kennenlernte.


Obwohl ich eigentlich noch frei hatte, fuhr ich vom Flughafen aus zur Arbeit, denn ich vermisste die Kinder im Agios Andreas. Kaum betrat ich den Raum, in dem Sophie sich mit Emilia und Rosa aufhielt ( https://alikirhodos.blogspot.com/2020/11/oktober.html), fing Emilia laut an zu lachen und schreien, und Rosa sprang auf und rannte auf mich zu. Ihre übergroße Freude war ihnen anzusehen und hat mich richtig glücklich gemacht. in diesem Moment dachte ich, dass ich nicht nach Deutschland gehen und die Kinder alleine lassen kann… Deswegen weiß ich, wie hart der Abschied werden wird. Aber im September kommen schon die neuen Freiwilligen. Gemeinsam brachten wir Emilia, Rosa und Costa ins Planschbecken. Die Kinder lieben es, im und mit dem Wasser zu spielen. Kein Wunder bei den Temperaturen!

Emilia, Costa und Rosa im Planschbecken

Am 17. Juli hatte ich Namenstag, und immerhin meine griechischen Freunde gratulierten mir sehr herzlich - der Namenstag ist in Griechenland eigentlich wichtiger als der Geburtstag.

Einen Tag später besuchten Nele, Sophie und ich Niclas mit seiner Familie in Gennadi und kosteten den Pool des Ferienhauses voll aus, ließen uns von ihm und seinem Bruder bekochen und genossen die Ruhe.


Kurz darauf erhielten wir hier im Waisenhaus die Nachricht, dass wir das Haus bitte möglichst nicht mehr verlassen sollen und uns für jeden Spaziergang, zum Baden, Gang zur Apotheke, Post, Bank oder Supermarkt abmelden müssen. Wenn wir andere Sachen planen, wie z.B. abends auszugehen oder einen Ausflug zu unternehmen, müssen wir vorher schriftlich um Erlaubnis bitten und vor Rückkehr ins Haus einen negativen Test nachweisen. Die Infektionszahlen steigen auf Rhodos rasant an, aber um den Tourismus nicht zu gefährden, gibt es keine strengeren Maßnahmen. Es ist absurd, draußen laufen Touristen in Massen herum, kaum einer trägt eine Maske, egal wie voll es wird, und ich soll jetzt hier im dritten Stock ohne Klimaanlage meinen Sommer verbringen? 


Natürlich verstehe ich es, dass wir vorsichtig sein müssen und Menschenmengen meiden, insbesondere wenn wir hier im Waisenhaus leben und arbeiten. Aber wir sind alle geimpft, und es ist nicht nachzuvollziehen, dass wir Freiwilligen “eingesperrt” leben sollen, während die fest angestellten Mitarbeiter nach Hause gehen und ihre Zeit frei und unkontrolliert verbringen können. Deshalb habe ich mich dazu entschieden meinen Abflug auf den 13. August vorzuverlegen und dann zwei Wochen gemeinsam mit meiner Schwester auf der Chalkidiki zu verbringen.


Für das Wochenende danach meldeten wir uns tatsächlich offiziell ab und zogen zu Rose nach Ialysos, denn für Samstag, den 24. Juli, hatten wir eine Einladung des Hotelmanagers vom “Mikri Poli” in Kolymbia bekommen. Möglich gemacht hatte das Sandra vom Verein “Rhodos macht süchtig”, die uns Freiwilligen etwas Gutes tun wollte. Dort aßen wir eigentlich so gut wie den ganzen Tag (haha), lagen an einem der zahlreichen Pools und nutzten den Wasserpark. Das war wie ein Tag Ferien - pure Erholung. Vielen Dank noch einmal, liebe Sandra!

Sandra, Sophie, Nele und ich 


Am Abend fuhren wir in die Stadt und gingen mit Bekannten von Nele aus Oldenburg etwas trinken. Am Sonntag fand in der Gemeinde ein Abschiedsgottesdienst für uns statt. Das war auch sehr schön und bewegend. Vielen Dank an die Gemeinde, die uns hier unterstützt hat!

Danach machten wir im Krankenhaus einen Corona-Test, um das Ergebnis Montag für die Arbeit bereit zu haben. Kurz vor Sonnenuntergang ging ich mit Sophie zum Baden ans Meer.


Ab Montag, dem 26. Juli, arbeitete ich wieder hier im Waisenhaus. Da die Kinder im Moment Ferien haben, stehen nur Fahrten zum Baden an, und ich begleite einige zum Tennisunterricht, wo die Kinder mich manchmal dazu überreden mitzuspielen. Fast jeden Abend gehe ich außerdem mit einem Mädchen aus dem Waisenhaus spazieren. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen und eine sehr gute Freundin von mir geworden. Leider wird sie, wie auch meine Mitfreiwillige Sophie, in der ersten August- Woche abreisen.

Derzeit ist es hier extrem heiß, und gerade die Nächte im Zimmer sind manchmal unerträglich. Die Hitzewelle mit bis zu 44°C soll bis zum 8. August andauern, und sie macht mich wirklich schlapp. In der nahe gelegenen Türkei sind jetzt schwere Brände ausgebrochen, von denen wir die Auswirkungen bis hierher zu spüren bekommen. Es riecht nach Feuer, die Sonne ist von roten Wolken verdeckt und es fällt Asche vom Himmel. Nachts können wir den Feuerschein über dem türkischen Festland sehen. Es ist beängstigend zu wissen, dass dies auch jederzeit hier passieren kann. Es wäre wirklich eine Erleichterung, wenn es Regen gäbe!


roter Himmel über Rhodos-Stadt


Das war mein letzter vollständiger Monat hier auf Rhodos, aber ich werde auch über meine letzten Tage im August in einem Abschluss- Blog berichten.



Hotel Aliki auf Symi


Altstadt

Sonnenuntergang in Ialysos

antikes Stadion

Hauseingang auf Symi

Besuch aus Deutschland

Kommentare

  1. Dieser Blog ist ganz besonders schön, Du wirst immer besser, ganz toll! Wir freuen uns auf Deine Rückkehr, aber wir verstehen, dass es schwer wird für Dich!

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  2. Whow, mehr kann man dazu nicht sagen. Das hast du erstklassig wieder gemacht. Vielleicht wirst du Reise-Journlistin? 🤔 Du hast das Beste aus deiner ganzen Zeit auf Rhodos gemacht. Kompliment. Bis bald. 🤗

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  3. Chalkidiki
    Oma UTA
    Ein so erfülltes reiches Jahr wirst du vielleicht nie wieder erleben. Du hast viel gegeben und empfangen. Bewahre es für immer in deinem Herzen!

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