Januar
An unserem ersten freien Wochenende unternahmen wir gemeinsam einen Roadtrip mit einem
Unsere Tour führte uns zunächst zur Kapelle “Profitis Ilias” in der Nähe von Archangelos.
Am liebsten fahren wir endlos Landstraßen und singen zu den gleichen drei Liedern lautstark mit. Dann
bin ich richtig glücklich. Die Straßen (und Sophies Google Maps) führten uns weiter zur Burgruine
Kritinia, die ich schon einmal mit meinen Eltern im Sommer besucht hatte (mehr dazu - und zu der
Geschichte der Burg - hier: https://alikirhodos.blogspot.com/2020/11/oktober.html )Dieses Mal waren wir aber die einzigen Menschen dort, und es war schon dunkel. So konnten wir die
umliegenden Inseln und deren beleuchtete Dörfer im Meer glitzern sehen und genossen die weite Sicht
und absolute Stille, bevor wir dann am Meer entlang zurück fuhren.
Sophie, Nele und ich auf der Burg |
Bald vertrat Sophie uns dann bei einem Gespräch mit dem politischen Vertreter der sozialen
Einrichtungen hier auf Rhodos. Themenpunkte, die angesprochen wurden, waren (wie immer) die
verschlossene Tür hier im Waisenhaus und das damit verbundene Warten, das oft daher rührt,
dass uns hier einige Mitarbeiter nicht besonders viel Respekt entgegenbringen, und ein weiteres
Zimmer. Ich wünsche mir nämlich schon seit längerer Zeit ein Einzelzimmer, einfach weil ich viel Zeit für
mich alleine brauche und das Zusammenleben mich oft anstrengt. Der Mann versicherte uns, dass sich
unsere Lage hier verändern würde, versprach uns Besserungen, fragte sogar nach weiteren Wünschen.
Bis jetzt, Ende des Monats, ist allerdings überhaupt nichts passiert.
Die Hoffnung auf ein Einzelzimmer wurde schon einige Tage später getrübt, als unsere Psychologin Helga
uns bei einem Treffen erzählte, sie habe mit der Heimleitung telefoniert. Diese hatte ihr gegenüber geäußert,
dass es zur Zeit leider kein weiteres bewohnbares Zimmer geben würde. Allerdings hatte Helga auch gute Nachrichten.
Die Heimleiterin berichtete ihr, dass sie von den Gerüchten gehört hätte, die von der besagten Betreuerin stammen,
die uns manchmal respektlos behandelt und verleumdet, dass sie aber sehr wohl wisse, wie sie die Äußerungen dieser
Mitarbeiterin einzuordnen habe. Das hat uns sehr entlastet.
Ein paar Tage später hatten wir dann einen Fototermin mit den neuen Rollstühlen, die Roses Förder-
verein gespendet hat. Möglich wurde diese Anschaffung unter anderem durch eine glückliche Fügung.
Meine Eltern verkaufen jedes Jahr Weihnachtsbäume für einen guten Zweck. In diesem Jahr spendeten
sie auch für den Freundeskreis Elliniko, der soziale Projekte in Griechenland unterstützt, wie z.B. eine
Sozialklinik, aber auch Projekte für Menschen mit Behinderungen. Als sie dem Vereinsvorsitzenden von
meinem Freiwilligendienst im Agios Andreas berichtete, war dieser sofort interessiert, setzte sich mit
Rose in Verbindung und sagte schließlich eine großzügige Spende für ihren Förderverein zu!
Ein Artikel über dieses Ereignis soll mit Foto voraussichtlich in der deutschsprachigen
“Griechenlandzeitung” erscheinen. Es ist wirklich herzerwärmend zu erleben, wie auf diese Weise etwas
bewegt werden kann, und ich danke allen, die mit ihren Spenden dazu beigetragen haben!
Kalt sind dagegen die Temperaturen - im Januar erlebte ich die bisher kältesten Tage mit gerade
einmal 9°C. Ich weiß, ihr plagt Euch mit Minusgraden im zweistelligen Bereich herum, aber eure Fenster
schließen sicherlich besser als das Modell “italienische Besatzung”, bei der man jeden Windstoß spürt,
es klappern hört, und durch die es auch mal durchregnet. (Ich glaube, ich muss noch mehr Isoliertape
kaufen.) Generell ist das gesamte Gebäude alt und nicht isoliert, so dass man trotz laufender Heizung oft
nicht richtig warm wird.
Am 19.01. wurden dann die Corona-Bestimmungen etwas gelockert, so dass die Läden wieder öffnen
durften. Überall waren zunächst lange Schlangen, jeder hatte Nachholbedarf, und auch ich freue mich
sehr, dass endlich wieder ein bisschen öffentliches Leben stattfindet, und man etwas unternehmen kann.
In dieser Woche war ich dann auch im Waisenhaus, welches ja zwischen Alt- und Neustadt gelegen ist,
und nutzte die Zeit aus, um durch die Stadt zu schlendern. Mit den älteren Mädchen aus dem
Waisenhaus verstehen wir uns sehr gut, und bei schönem Wetter gehen wir regelmäßig gemeinsam in
die Stadt. Es kommt aber leider auch immer wieder vor, trotz der strengen Sicherheitsvorkehrungen,
dass jüngere Kinder weglaufen. Das führt immer zu chaotischen Situationen.
Weiterhin haben wir online Griechischunterricht, und die Termine bei unserer Psychologin Helga finden
auch regelmäßig statt. Ihr erzählen wir, was wir mit den Kindern im Agios Andreas machen, und sie hat
viele tolle Ideen, wie wir die Kinder weiter fördern können. Besonders schön ist es dann, wenn wir die
Ideen umsetzen konnten und ihr von den erwirkten Fortschritten berichten.
Im Agios Andreas haben wir den Raum von Costa (Name geändert, mehr dazu hier:
https://alikirhodos.blogspot.com/2020/11/oktober.html)neu gestaltet, in dem wir auf die blaue Wand - durch von mir kreierte Schablonen - Meerestiere sprühten.
Als wir den Jungen in das Zimmer führten, war er ganz begeistert und betastete die Wand.
Außerdem hat eine ehemalige deutsche Freiwillige den Kontakt zu einer sehr netten Familie hergestellt,
die selbst Verbindungen ins Agios hat. Ohne, dass wir diese weiter kennen, wurden wir zum Essen
eingeladen und mit ganz viel Herzlichkeit und Unmengen an Essen und Trinken überschüttet
- die griechische Gastfreundlichkeit ist wirklich großartig!
Es ist natürlich unglaublich schwer, in Corona-Zeiten Menschen kennen zu lernen, und so war das für
uns eine besonders schöne Abwechslung.
Nun ist der Januar längst vorbei, wir sind schon mitten im Februar, aber nach der Arbeit im Agios
Andreas bin ich immer sehr erschöpft. Wenn dann nichts ansteht, bin ich froh, einfach mal kein
Programm sondern ein bisschen Ruhe zu haben. Ich mag dann weder schreiben noch telefonieren.
Insofern verzeiht es mir bitte, dass dieser Blog so spät erscheint! Der nächste Blog ist dann hoffentlich
wieder etwas pünktlicher…
Roadtrip |
Nele und ein Mädchen im Agios Andreas |
das Waisenhaus |
Der Lockdown, die nicht immer einfachen Umstände im Waisenhaus und die dunkle Jahreszeit sind schon eine echte Durststrecke. Toll, dass Du das so gut durchgestanden hast! Und mit dem Frühjahr kommt hoffentlich Licht am Ende des Tunnels.... Bleib tapfer, wir sind stolz auf Dich. ❤️
AntwortenLöschenChalkidiki
AntwortenLöschenDu bist wirklich sehr tapfer, Aliki, und es tut mir leid, dass eurem Einsatz nicht immer die richtige Wertschätzung entgegengebracht wird. Unlust und Missmut der für euch zuständigen Menschen machen euch verständlicherweise zu schaffen, aber ihr dürft sie auf keinen Fall persönlich nehmen. Corona nervt auch hier in Deutschland die Menschen, und nur wenige sind noch einigermaßen locker und fröhlich. 50000 Menschen leben hier auf der Straße, was dich vielleicht über ein ungemütliches Zimmer hinwegtröstet. Du gibst dein Bestes und kannst stolz auf dich sein, dass du dazu beiträgst, einigen bedauernswerten Menschen dasLeben etwas leichter zu machen. Gesundheit und ganz viel Mut und Kraft wünscht dir deine Oma U.
Liebe Aliki
AntwortenLöschenWieder hast du einen sehr guten Bericht geschrieben. Das es nicht ganz so einfach und entspannt wird, ist vielleicht dort so. Aber du wirst das Beste daraus machen. Das Haus ist bestimmt schon sehr alt, trotzdem es von aussen auf den Fotos sehr hübsch aussieht. Schade, das es dann dort doch diese baulichen Probleme gibt. Jetzt kommt sehr bald wieder die bessere Wetterzeit. Dann ist es auch wieder wärmer. In Kriopigi war es diese Woche nachts bis -8 Grad und Schnee. Mitte nächster Woche sind bei dir schon wieder fast 20 Grad angekündigt. Viele liebe Gruesse und bleib gesund. M